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Kampf gegen das Corona-Virus in Äquatorialguinea

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Flugzeug des Präsidenten aus Äquatorialguinea in der Schweiz landet. Doch am 27. Januar 2020 steht der Vogel im diesigen Licht des Flughafens Basel-Mulhouse. Beladen mit Labormaterial für ein grosses Labor in Malabo, der Hauptstadt von Äquatorialguinea. Der Fracht ging ein Anruf des Gesundheitsministers des westafrikanischen Landes an das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) voraus. Mit der dringenden Bitte, die Wissenschaftler mögen wichtige Abstriche und anderes Labormaterial liefern, damit die Bevölkerung auf eine Erkrankung mit SARS-CoV-2 getestet werden kann.


High-Tech für Malabo

«Es war die einzige Möglichkeit, wichtige Test-Kits nach Äquatorialguinea zu bringen», sagt Wissenschaftler Tobias Schindler. Denn durch die Corona-Pandemie sind die Logistikwege in Westafrika zusammengebrochen. Unter-


nehmen wie die DHL haben ihren Betrieb eingestellt. Dabei setzte die Regierung alles daran, etwas gegen die Infektion zu unternehmen. Die Aufforderung ans Swiss TPH, hier mitzuhelfen, war aus Sicht des Gesundheitsministers naheliegend. Bevor das Corona-Virus verheerend durchs Land zog, waren Tobias Schindler und das Team um Claudia Daubenberger vom Swiss TPH daran, eine neue Laborinfrastruktur aufzubauen. Eine Forschungseinrichtung, die es erlaubte, einen neuen Malaria-Impfstoff in einem Phase-III-Versuch zu testen. Der Sporozoiten-Impfstoff des Unternehmens Sanaria Inc. durchlief bereits eine klinische Testphase in Bagamoyo in Tansania. «Wir planten, unsere Plattform nach Äquatorialguinea zu transferieren. Ein seltenes Beispiel einer Süd-Süd-Partnerschaft», sagt Claudia Daubenberger.


Ein Malaria-Impfstoff für Äquatorialguinea wäre nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht wichtig, sondern auch aus wissenschaftlicher Sicht ein faszinierendes Unterfangen. Denn in den letzten Jahren gelang es dem westafrikanischen Land, die Malariaprävalenz auf der Hauptinsel Bioko mit der Hauptstadt Malabo von 40 % auf 10 % zu senken. «Nun stellte sich uns die Frage, ob sich die Malaria durch einen geeigneten Impfstoff noch weiter zurückdrängen lässt», sagt Tobias Schindler.



Glück im Unglück

Doch so weit sollte es nicht kommen. Corona machte diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. «Es war Glück im Unglück», meint Schindler. Glück, dass man bereits ein gutes Referenzlabor, eine top ausgerüstete Infrastruktur und ausgebildetes Personal vor Ort hatte, mit deren Hilfe man Corona-Patienten testen und behandeln konnte. Die Regierung Äquatorialguineas war gewillt, etwas gegen die Pandemie zu unternehmen. Sie machte Druck auf die Wissenschaftler des Swiss TPH. Das moderne Spital und die Labors ausserhalb von Malabo wurden kurzerhand in ein Corona-Testzentrum und ein Public Health-Institut umfunk-

tioniert. Tobias Schindler und sein Team waren Tag und acht vor Ort. Testeten die Menschen auf die Infektion. «Es hat sich eine einmalige Zusammenarbeit zwischen der Regierung, der Weltgesundheitsorganisation, dem Swiss TPH und dem tansanischen Ifakara Health Institute entwickelt», erklärt Schindler. Und auch Freiwillige aus der Bevölkerung halfen tatkräftig mit: Studierende der nationalen Universität oder Ärzte aus Venezuela oder Kuba.



Keep the Momentum

Bis jetzt ist das westafrikanische Land mit einem blauen Auge davongekommen. Die offizielle Statistik verzeichnet etwas mehr als 5000 Corona-Fälle. 80 Menschen sind bisher an der Infektion gestorben (Stand 9. Oktober 2020). Auch wenn die Dunkelziffer wohl viel höher liegt: Tobias Schindler sieht vor allem auch die positiven Aspekte dieser Gesundheitskatastrophe. «Wir haben gesehen, dass vieles machbar ist, wo viele vorher vom Gegenteil überzeugt waren. Wir haben gemerkt, dass man rasch lokale Expertinnen

und Experten ausbilden kann. Dass man die Bevölkerung zeitig auf die Infektion testen kann. Und dieses Momentum gilt es jetzt zu nutzen. Damit wir auf die nächste Pandemie

besser vorbereitet sind. Das treibt mich an.»


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